Haltung zeigen mit Gegenreden!

Widersprechen, Fakten richtigstellen, andere Sichtweisen darlegen sind Kernelemente der Meinungsfreiheit in einer demokratischen Gesellschaft. Nur: Wie erlangt man die Kompetenzen, um die Gegenrede so zu gestalten, dass sie einen Dialog öffnet statt zu provozieren oder gar auf Konfrontation zu gehen? Das Koordinationsbüro für Frauenförderung und Gleichstellung an der Technischen Universität (TU) Berlin hat Mitte April 2021 ein Training angeboten und Argumentationshilfen entwickelt, um Haltung zu zeigen gegen Sexismus, Rassismus und Antisemitismus. Annica Peter vom Koordinationsbüro für Frauenförderung und Gleichstellung an der TU Berlin gibt Tipps, wie man souverän gegenhält.

 

Die Situation kennt jemand: Wenn man von verbalen Anfeindungen überrascht wird, fehlen die richtigen Worte. Passende Antworten zum Beispiel gegen Sexismus fallen einem später ein. Kann man spontanes Reagieren lernen?

Bei sexistischen Anfeindungen heißt es erst einmal, die eigene Scheu zu überwinden und zu widersprechen. Bei der Gegenrede kommt es vor allem auf gute Argumente an, sie muss weder laut noch dominant sein. Da kaum jemand in sensiblen Situationen in der Lage ist, geistesgegenwärtig zu reagieren, können Trockenübungen darauf vorbereiten, spontan schlagfertig zu antworten. Oft werden damit eher die Zuhörer*innen als die Beleidiger*innen erreicht. Aber das ist fast noch wichtiger, um der Verbreitung von ungerechtfertigten (Vor-)Urteilen entgegenzuwirken. Es gibt einen Informationsfilm von der Bundeszentrale für politische Bildung, der die Anzeichen von Sexismus im Alltag erläutert.

 

Wie kann man verborgenem oder offenem Rassismus entgegentreten?

Rassismus ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig, mal versteckt, mal ganz offensichtlich. Gut begründete Gegenargumente und eine schlüssige Diskussionsstrategie helfen, rassistischen Äußerungen entgegenzuwirken. Das „Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit“ unterstützt mit einer umfangreichen Sammlung. Der „Verein für Demokratie und Vielfalt in Schule und beruflicher Bildung“ bietet einen strukturierten Katalog zu „Argumenten gegen Rechtsextremismus“. Darin sind unterschiedliche, diffamierende Pauschalaussagen gesammelt. Außerdem bietet die Sammlung sachliche Gegenargumente, die auf leicht verständlichem, skizziertem Hintergrundwissen aufbauen.

Und wie verhält man sich bei Antisemitismus? Für Hinschauen und Widersprechen hat nicht jeder stets die passenden Argumente parat.

Antisemitische Verschwörungsmythen haben eine lange, traurige Tradition und werden aktuell wieder aufgegriffen. Die gemeinnützige Organisation „Der goldene Aluhut“ deckt regelmäßig aktuelle Verschwörungsmythen auf und widerlegt sie mit Argumenten. Welche antisemitischen Vorurteile oft in Verschwörungstheorien verwoben werden, erläutert die Bundeszentrale für politische Bildung unter dem Stichwort „Antisemitismus und Verschwörungserzählungen“.

 

Wie erkennt man Diskriminierungen?

Hilfreiche Links zu unterschiedlichen Diskriminierungsformen und Gegenargumenten gibt es von der Amadeu Antonio Stiftung, die eine demokratische Zivilgesellschaft stärken möchte, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet. Die Stiftung stellt verschiedene Publikationen bereit, zum Beispiel zu: Was ist Hate Speech? Was können wir gegen Hate Speech im Netz tun? Sehr hilfreich finde ich den übersichtlichen Ratgeber „Menschenwürde online verteidigen – 33 Social Media-Tipps für die Zivilgesellschaft“.

Wenn am Ende trotz allem in der unerwarteten Situation die Worte fehlen, reicht es schon, sich solidarisch neben die Beschimpften zu stellen.

 

Die Fragen stellte Christina Camier.

Kontakt

Annica Peter

Zweite Stellvertretende Zentrale Frauenbeauftragte

peter@campus.tu-berlin.de

Einrichtung Koordinationsbüro für Frauenförderung und Gleichstellung