Wenn Kristin van Aaken morgens ihr Büro im Referat „Prüfungen“ des Studierendenservice der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) betritt, hat sie schon einen Teil ihres täglichen Arbeitspensums hinter sich. Sohn Julian, viereinhalb, ist schon in der Kita und in der Bahn von Bernau zur Universität hat sie sich bereits in juristisch relevante Texte zum Wissenschaftssystem vertieft.
Und der Tag hält noch viele weitere Aufgaben für die 33-Jährige bereit: Sie ist Universitätsverwaltungsoberinspektorin, wie ihr Status korrekt heißt, unter anderem für Studien- und Prüfungsordnungen zuständig und koordiniert Statistikangelegenheiten. Außerdem studiert sie berufsbegleitend im weiterbildenden Masterstudiengang „Wissenschaftsmanagement / Wissenschaftsmarketing“, der von der TUBS GmbH angeboten wird, einer 100-prozentigen Tochter der TU Berlin.
„In der Bildungs- und Wissenschaftslandschaft gibt es derzeit starke Wandelungen, das merke ich bei meiner Arbeit an der TU Berlin immer wieder“, erklärt sie, warum sie sich für die Vertiefungsrichtung „Wissenschaftsmanagement“ entschieden hat. „Ich möchte mich entsprechend qualifizieren, um diese Entwicklungen besser zu verstehen, darauf reagieren zu können und sie auch mitzugestalten.“
„Das Wissenschaftssystem richtet sich in den vergangenen Jahren immer stärker auf den Wettbewerb aus“, unterstreicht auch Studiengangsleiter Dr. Wolfgang Merten. „Damit wächst auch der Bedarf nach adäquater Professionalisierung.“
Zusammen mit dem Fachgebiet Marketing von Prof. Dr. Volker Trommsdorff war ab 2005 der Weiterbildungsstudiengang „Wissenschaftsmarketing“ entwickelt worden. 2018 wurde dann auf Initiative des Kanzlers der TU Berlin Dr. Mathias Neukirchen und der Vizepräsidentin für Strategische Entwicklung, Nachwuchs und Lehrkräftebildung, Prof. Dr. Angela Ittel, das Curriculum um die Vertiefungsrichtung „Wissenschaftsmanagement“ ergänzt – mit dem Ziel, auf neue Dynamiken im Wissenschaftssystem reagieren und Personal in diesem Bereich gezielt für die immer komplexeren und sich wandelnden Anforderungen qualifizieren zu können.
Ob es um die Einwerbung großer EU-Projekte oder um deren anschließendes Management gehe, so Mertens, das Studienprogramm biete das Rüstzeug für dieses vergleichsweise neue und vielfältige Arbeitsfeld: Strategie und Change Management, Hochschulrecht und Verwaltung, Projektmanagement oder Forschungs- und Innovationsmanagement sind unter anderem acht Module, die in Online- und Präsenzphasen studiert werden.
In den Präsenzphasen werden Beschäftigte der TU Berlin, die ein Stipendium erhalten haben, je drei Tage vom Dienst freigestellt. 25 Studierende werden pro Jahrgang aufgenommen. Insgesamt 350 Studierende aus dem gesamten deutschsprachigen Raum wurden seit 2005 bereits zum Abschluss geführt.
Kristin van Aaken schreibt derzeit ihre Masterarbeit – als Studierende des ersten Jahrgangs des neuen Curriculums „Wissenschaftsmanagement“. Im Juni 2020 wird sie diese abgeben. Die junge Mutter arbeitet sehr geradlinig an ihrer Karriere. Sie hat ihr Ziel fest im Blick.
In Hamburg studierte sie Public Management mit rechtswissenschaftlichem Schwerpunkt und sammelte erste berufliche Erfahrungen in der Hansestadt, bevor es sie 2013 in die Bundeshauptstadt zog. 2017 nahm sie am universitätseigenen Führungsnachwuchsprogramm START teil. „Mein Job macht mir mit meinem rechtswissenschaftlichen Hintergrund viel Spaß“, sagt Kristin van Aaken. Die Aufgabenstellung gibt ihr auch genauen Einblick in die bildungs- und wissenschaftspolitischen Entwicklungen, ob es um Auszeichnungen, Ehrungen, Prüfungszahlen oder um Einrichtungsverfahren für Studiengänge geht.
Das ließ in ihr den Wunsch nach Mitgestaltung auf höherer Ebene reifen. Doch für den höheren Beamtendienst ist ein Masterabschluss zwingend. So bewarb sie sich für das Masterprogramm. „Ich sah natürlich die Herausforderung, Familie, Job und Weiterbildung unter einen Hut zu bekommen. Deshalb bin ich auch sehr dankbar, dass meine Referatsleiterin, Jana Weber, mich sehr unterstützt“, sagt sie. Und, ein Glücksfall für sie: zeitgleich konnte die TU Berlin ein Stipendienprogramm auflegen, das pro Jahr die Kosten für maximal zehn Beschäftigte übernimmt.
In ihrer Masterarbeit widmet sich Kristin van Aaken einer Diskussion, die bereits mehrere Hundert Jahre alt ist – und bis heute immer wieder virulent wird, sogar derzeit ganz aktuell: die Wissenschaftsfreiheit. Der Fokus soll dabei auf der rechtlichen Entwicklung der Wissenschaftsfreiheit liegen, die maßgeblich von gesellschaftlichen Entwicklungen beeinflusst wurde.
Und obwohl der Satz aus Artikel 5 des Grundgesetzes „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei“ fast unverändert von den vorherigen Verfassungsnormen übernommen wurde, haben sich im Laufe der Zeit Änderungen vollzogen.
Fragen, mit denen sie sich beschäftigt sind: Welchen Einfluss nahmen einfachgesetzliche Änderungen und gerichtliche Entscheidungen auf die Interpretation der Wissenschaftsfreiheit? Wo verlaufen die Grenzen der Freiheit in der Wissenschaft?“ Das betreffe besonders die Hochschulen, die derzeit auch von Diskussionen um Rede- und Meinungsfreiheit umgetrieben werden.
Gibt es klare Unterscheidungen zwischen dem Zulassen von Meinungsfreiheit und der Gefahr der politischen Instrumentalisierung dieser Freiheit?
„Ich will genauer verstehen, warum dieses Recht für Wissenschaftler*innen so wichtig ist, vielleicht sogar in einem angrenzenden Themenfeld promovieren“, erklärt die TU-Beamtin. „Und gerne würde ich meine berufliche Karriere an der TU Berlin fortsetzen.“
„Die TU Berlin hat mit diesem Stipendienangebot einen wichtigen Akzent in ihrer strategischen Personalentwicklung gesetzt. Neben der Qualifizierung spielt hier natürlich auch die Personalbindung eine Rolle“, sagt Wolfgang Merten. Die Förderung wissenschaftlicher Weiterbildung lohne sich, denn die Erfahrungen der TUBS GmbH bestätigen, dass die Absolvent*innen überwiegend dem Wissenschaftssystem erhalten bleiben.
Für Kristin van Aaken ist die TU Berlin die erste Wahl, denn die Universität ist ihr auch durch andere Aktivitäten ans Herz gewachsen. Unter anderem engagiert sie sich als studentisches Mitglied im Prüfungsausschuss oder organisiert Campus-Touren für Einführungsveranstaltungen mit: „Ich bin sehr froh über diese Weiterbildungschance“, sagt sie.
„Ich profitiere im Alltag schon jetzt von den Methoden der strategischen Analyse, der Arbeitsorganisation oder der Mitarbeiter*innen-Führung und -Kommunikation.“ Dann vertieft sie sich wieder in ihre Arbeit, denn der Zeitplan ist straff. Zu Hause freut sie sich auf Mann und Kind – und in der knappen freien Zeit – auch regelmäßig auf den Tennisplatz.