Musik hatte schon immer eine räumliche Dimension. Je nach geschichtlicher Epoche und/oder musikalischer Gattung war sie mehr oder weniger stark in die Musik integriert und damit für die Hörer auffällig. Ab Mitte des 20. Jh. wird Raum jedoch zum Parameter in der Musik, und Komponisten behandeln ihn zunehmend als eigenständige kompositorische Dimension. Als Basis dieser künstlerischen Entwicklung können die etwa ab 1800 einsetzende Erforschung der Hörbarkeit des Raumes und die darauf aufbauenden technischen Geräte und Verfahren gelten, die zusammen mit der Entstehung der Elektroakustik die theoretischen Voraussetzungen für räumliche Klangverteilung und -bewegung schufen.
Phase 1 (2011-2015)
Der thematische Schwerpunkt der ersten Forschungsphase galt der Technologie des auditiven Raums und ihrer Geschichte. An der Erforschung und Operationalisierung des hörbaren Raums und seiner Teilelemente seit 1793 waren Akustiker, Psychoakustiker, Psychologen, Physiologen und Mediziner beteiligt. Die wichtigsten Arbeitsschritte in den verschiedenen Forschungsperspektiven wurden aufgearbeitet und die Funktionsweise der ersten spatialen Audiogeräte beschrieben. Diese betrafen hauptsächlich die Lokalisation von Schallquellen, gelegentlich aber auch die Bewegung von Schallquellen über zweikanalige stereophone Aufnahmesysteme.
Phase 2 (2016-2019)
Schwerpunkt der zweiten Forschungsphase ist die mit den dokumentierten und beschriebenen Geräten produzierte räumliche Musik. Einzelne Kompositionen bzw. künstlerische Audioarbeiten sollen hinsichtlich ihrer jeweiligen Raumdispositionen analysiert und verschiedene Arten der klanglichen Raumausdeutung ermittelt werden. Gegenstand der Untersuchung sind z.B. Kompositionen wie Kontakte von Karlheinz Stockhausen, Prometeo von Luigi Nono, die Polytope von Iannis Xenakis, auditive Raumarbeiten des Architekten und Klangkünstlers Bernhard Leitner bzw. Installationen anderer Klangkünstler oder Kunstkopfhörspiele ab den frühen 1970er Jahren.
Ein weiterer Arbeitskomplex betrifft die Wahrnehmbarkeit und die Rezeption auditiver Raumproduktionen sowie den Wandel der ästhetischen Grundlagen. Unabhängig von den Analyseresultaten, die Voraussetzung für die Behandlung dieses Punktes sein werden, ist schon im Vorfeld deutlich, dass die spatiale auditive Kunst und Komposition in besonderem Maße an ihre Wahrnehmbarkeit appelliert und die Hörer damit direkt anspricht.
Die Forschung wurde als „eigene Stelle“ durch die DFG (BR 4051/1-1, BR 4051/3-1) gefördert und die Durchführung des Symposions „Kompositionen für hörbaren Raum“ von der Ernst von Siemens-Musikstiftung und der DFG unterstützt.
PD Dr. Martha Brech
Die Forschung der Phase 1 wurde als „eigene Stelle“ durch die DFG (BR 4051/1-1) gefördert und die Durchführung des Symposions „Kompositionen für hörbaren Raum“ von der Ernst von Siemens-Musikstiftung und der DFG unterstützt.
Die Phase 2 wurde gefördert als „eigene Stelle“ durch die DFG BR 4051/3-1