In einem Vorgängerprojekt wurde gezeigt, ob und in welcher Weise die akustischen Bedingungen in einem Aufführungsraum die musikalische Gestaltung im Hinblick auf Tempo, Dynamik und Klangfarbe beeinflusst. Manche dieser Wirkungen sind universell, andere hängen vom Musikinstrument und von der Persönlichkeit der einzelnen Interpreten ab (Schaerer Kalkandjiev und Weinzierl 2013, Schaerer Kalkandjiev und Weinzierl 2015). In diesem Projekt wurde auch ein Konsensvokabular für raumakustische Qualitäten aus der Sicht von Musikern entwickelt (Stage Acoustical Quality Inventory, STAQI, Schaerer Kalkandjiev und Weinzierl 2018).
Das laufende Projekt zielt nun auf die Identifikation von raumakustischen Parametern, die als Prädiktoren für diese Qualitäten eingesetzt werden können. Da die Aussagekraft der beiden derzeit in ISO 3382-1 vorgeschlagenen Parameter für die Bühnenakustik begrent ist, wurden eine Vielzahl neuer Parameter vorgeschlagen, von denen jedoch bisher keiner Eingang in die raumakustische Planung gefunden hat. Mit dem vorliegenden Projekt soll ein entscheidender Schritt in diese Richtung getan werden, indem ein großer Stimuluspool zur Beurteilung bühnenakustischer Bedingungen für verschiedene musikalische Ensembletypen (Solo, Kammermusik, Sinfonieorchester) mit unterschiedlichen Interpreten und unterschiedlichem musikalischen Repertoire auf der Basis systematisch variierter akustischer Bedingungen geschaffen wird. Die Versuche werden mit einer für die Bühnenakustik optimierten raumakustischen Simulation mit dynamischer Binauralsynthese durchgeführt, unter besonderer Berücksichtigung von Beugungseffekten auf der Bühne. Die Analyse wird multivariate adaptive Regression Splines verwenden, um optimale Prädiktoren für jeden Faktor des STAQI zu identifizieren. Die besten identifizierten Parameter werden kreuzvalidiert, indem sowohl die Einschätzungen der Musiker unmittelbar nach ihrem Auftritt also auch der Effekt auf ihre Performance selbst analysiert werden, da beide Zusammenhänge die Relevanz der durch diese Parameter repräsentierten bühnenakustischen Merkmale unterstreichen.
Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG WE 4057/9-2